Was bedeutet die Redensart 'Sich etwas hinter die Ohren schreiben?'
Merk Dir das und schreib Dir das hinter die Ohren, sagen Mütter zu ihren Kindern, die mal wieder etwas anders im Sinn haben oder gern vermeidbaren Blödsinn anstellen. Meist werden diese Worte im Zusammenhang mit einer Standpauke verwendet. Doch woher kommt dieses Sprichwort? Denn sich wortwörtlich etwas mit einem Stift hinter die Ohren zu schreiben ist praktisch nicht möglich.
Der Ausspruch basiert auf einem mittelalterlichen Rechtsbrauch. Bei der Festlegung und Absteckung von Land, wurden die halbwüchsigen, männlichen Nachkommen der Verhandlungspartner hinzugezogen, um den gesetzlichen Akt zu bezeugen. Damit sich die Knaben auch viel später noch genau an die Lage erinnerten, erhielten sie an jedem Grenzpunkt eine Ohrfeige. Zur damaligen Zeit konnte die einfache Bevölkerung weder lesen noch schreiben. Den Kindern der Bauern wurden die Grenzpunkte mit den Ohrfeigen deshalb buchstäblich ins Gedächtnis eingeprägt, also "hinter die Ohren geschrieben". Bei heftigen Schlägen hatte der ein oder andere Junge sicher auch Ohrenschmerzen.
Vor Einführung der Dreifelderwirtschaft gab es nur wenige Dörfer. Die meisten wurden aufgeben, wenn die Böden ausgelaugt waren und keine Erträge mehr abwarfen. Später gab es Vogte und Herren, die den Bauern das Land zuteilten. Weil Grenzmarkierungen wie Steine und Pfähle oft überwucherten, mussten sie zusätzlich in Erinnerung gebracht werden. Der Brauch, den Kindern der Bauern die Grenzmarkierungen "hinter die Ohren zu schreiben" wurde in Bayern bis ins 18. Jahrhundert ausgeübt. In Schwaben nahmen die Dorfherren bei der Absteckung der Grenzen sogar noch im 19. Jahrhundert Knaben mit aufs Feld, denen sie an den wichtigsten Grenzpunkten Ohrfeigen verabreichten, um ihre Merkfähigkeit zu erhöhen.
Bedeutung: sich etwas merken
Quellen:
Auf dieser Seite gibt es interessante Infos über das Dorfleben im Mittelalter: Motten - Umzäunungen als Schutz
Posted in: Redensarten - 01.08.2014
